Dienstag, 22. Juli 2008

Oswald Levett: Verirrt in den Zeiten

Ich wage zu bezweifeln, dass heute irgendjemand etwas von Oswald Levett gehört hat. Zumal werden seine Werke - er hat lediglich zwei Bücher geschrieben und einen Victor Hugo zusammen mit dem österreichischen Schriftsteller Leo Perutz übersetzt - heute nicht verlegt, zum anderen war sein Output nicht gerade gewichtig. Nichtsdestotrotz (...eine wunderbare Gelegenheit dieses zumeist verkannte deutsche Wort zu gebrauchen....) möchte ich heute dieses kleine Bändchen vorstellen: Oswald Levetts "Verirrt in den Zeiten".

1933 völlig unbeachtet in einem kleinen Wiener Verlag erschienen, bleibt diese fantastische Erzählung doch in Erinnerung. Es geht um das Thema Zeitreise. Ein deutscher Gelehrter baut Anfang des 20. Jahrhunderts ganz im Alleingang tatsächlich eine funktionsfähige Zeitmaschine und versetzt sich mit dieser zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges. Aber die Reise gerät zur "Einbahnstraße", ein Rückkehr ist nicht möglich. Erzählt wird das Ganze aus der Sicht eines Historikers, der in das fränkische Ansbach reist, um im Auftrag der Akademie der Wissenschaften "Rechtsaltertümer von Stadt und Kreis Ansbach zu sammeln und herauszugeben". Bei seiner Recherche stößt er auf Berichte aus der Zeit des 30-jährigen Krieges und über Erasmus Büttgemeister, einen seltsamen "Zeitgenossen", der so gar nicht in diese damalige Zeit zu passen scheint. Tatsächlich gerät er auf die Spur, die unser "Zeitreisender" in der Geschichte hinterlassen hat, da dem Historiker dessen höchsteigener Bericht in die Hände fällt. Allerdings - und das kann ich an dieser Stelle schon sagen - nimmt die Geschichte für den Zeitreisenden keinen guten Ausgang. In einer Zeit, da Hexenverfolgung und Aberglaube noch an der Tagesordnung sind, muss man mit seinen "modernen" Kenntnissen höllisch aufpassen, um nicht in die Schusslinie zu geraten. Zumal stellt sich dann auch - wie immer in Zeitreiseerzählungen - die Frage nach der Kausalität: Kann man den Gang der Geschichte verändern? Kann man sein Wissen um zukünftige, aber noch nicht eingetretene Ereignisse zum eigenen Vorteil nutzen? Interessantes Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist dabei die Figur des Ahasverus, des "ewigen Juden", der christlichen Legende nach ein jerusalemer Schuster, der Christus, als dieser sein Kreuz durch die Straßen Jerusalems trug, die Rast auf seiner Türschwelle verweigert haben soll. Von Gott bestraft muss dieser auf alle Zeiten ohne Rast durch die Welt wandern ohne sterben zu können....

Im Laufe der Handlung trifft unser Zeitreisender auf bekannte Zeitgenossen des 17. Jahrhunderts, wie z.B. Wallenstein oder Friedrich Spee, dem in diesem Buch auch folgendes wunderschöne lateinische Zitat zugesprochen wird:
In aeterno corda rerum
Nil in unda est dierum
Et in hora nihil verum.
(Der Dinge Wesen in Unendlichkeit liegt. Im Auf und Ab des Tages dich der Schein besiegt. Und keine Stunde Dir beständige Wahrheit gibt.)

Aber wenn ich schon damit anfange, muss natürlich auch der Heilige Augustinus zu Wort kommen, der am Eingang des Buches zitiert wird mit seinem Versuch, das Wesen der Zeit zu ergründen:
Quid sit tempus?
Si nemo me quaerit, scio.
Si explicare velim, nescio.

Was die Zeit sei?
Ich weiss es, so man mich nicht fragt.
Ich weiss es nicht, soll ich's erklären.
Sehr gerührt hat mich dann auch die Abschlussbemerkung des suhrkamp Verlags, in der der Verlag seine Bemühungen beteuert, den Inhaber des Urheberrechtes bzw. die Erben Oswald Levetts zu ermitteln, der 1942 in einem nationalsozialistischen Vernichtungslager ums Leben kam. Der Rechteinhaber wird gebeten, sich mit dem Verlag doch bitte in Verbindung zu setzen....

Fazit: Ein etwas anderer Zeitreiseroman, gar nicht vergleichbar mit der zuletzt hier rezensierten Zeitreisegeschichte, kurz und knapp erzählt, mit vielen Bildmotiven der Romantik und Lokal- bzw. vielmehr "Zeitkolorit". Die alte Sprache ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch eine Empfehlung, an alle, die das Ungewöhnliche reizt....

Links:

Mittwoch, 16. Juli 2008

Alexandre Dumas: Die drei Musketiere

Eine weitere Rezension, die ich aus meinem (alten) [more semantic!] (jetzt ein reines Wissenschaftsblog) hierher ins "Literarische" Biblionomicon übernehme...

Eigentlich hat dieses Buch ja heute diesen Ruf eines "Kinder- oder Jugendbuchs"...diesem oberflächlichen Eindruck möchte ich aber mit Nachdruck widersprechen! Alexandre Dumas "Die drei Musketiere" ist wirklich ein kleines (aber nichts desto trotz umfangreiches) literarisches Schmuckstück. So ziemlich jeder Bewohner der westlichen Hemisphäre kennt heute diese vier (!) barocken Haudegen: D'Artagnan, Athos, Portos und Aramis....

Natürlich kennen wir heute alle die Geschichte aus den zahlreichen Verfilmungen, die schon lange zu einem Klischee geworden ist. Ich hatte das Vergnügen, eine knapp 100 Jahre alte Übersetzung des Werkes zu lesen, deren Lektüre schon alleine aufgrund ihrer altertümlich anmutenden sprachlichen Sperrigkeit zu einem ganz besonderen Vergnügen geraten ist....

Wir schreiben das Jahr 1625. D'Artagnan, der Sproß eines armen Landadeligen aus der Gascogne, will sein Glück als Musketier im Regiment des Herrn von Treville - der Leibgarde des Königs Ludwig XIII. - versuchen. Ausgestattet mit dem Empfehlungsschreiben seines Vaters, einem altgedienten Musketier, gerät er, der sich wie alle Gasconier (so Dumas) leicht in seiner Ehre gekränkt sieht, in eine Auseinandersetzung mit einem mysteriösen Gardisten des Kardinals Richelieu. Bevor es aber zum Duell kommt, wird D'Artagnan vom Küchenpersonal der Landschenke, in der er Rast macht, außer Gefecht gesetzt und seines Empfehlungsschreibens beraubt.
In Paris angekommen versucht er sich dennoch um eine Audienz bei Herrn von Treville und verstrickt sich im Laufe des Tages - Schuld daran ist sein aufbrausendes Temperament ebenso wie seine Tollpatschigkeit - in sage und schreibe drei Duelle mit drei Musketieren des Königs, namentlich mit den drei Freunden Athos, Aramis und Portos. Verabredet im Park von Saint Germain werden alle vier überrascht von einer Patrouille des Kardinals. D'Artagnan bietet den drei Freunden seine Hilfe beim bevorstehenden Degengefecht an, aus dem die Musketiere siegreich hervorgehen.....und das ist der Beginn einer Reihe äußerst spannend zu lesender Abenteuer.....
Die eigentliche Handlung ist ja aus diversen Filmen bekannt, allerding sind die Charakterzeichnungen Dumas' sprachlich natürlich noch wesentlich reizvoller als deren filmische Umsetzung. Für mich wird wohl immer die Verfilmung aus den 70er Jahren mit Michael York als D'Artagnan, Oliver Reed als Athos und Richard Chamberlain als Aramis (wer den Portos gespielt hat fällt mir nicht ein....war aber jemand, den ich sonst nicht weiter kannte) DIE VERFILMUNG überhaupt bleiben. Besonders schön - neben einem beeindruckenden Oliver Reed und unberechenbaren Charlton Heston als Kardinal Richelieu - war wohl die Tatsache, dass sich anscheinend keine der Romanfiguren (außer den Bösewichtern) in dieser Verfilmung wirklich ernst nimmt. Ach und natürlich Racquel Welch als wohlgefomte und unwiderstehliche Constanze, Geraldine Chaplin als porzellanfarbene, zerbrechliche Königin und Faye Dunaway als durchtrieben böse, verführerische Mylady deWinter. Der Film (d.h. die Verfilmung des kompletten Romans) kam damals ja in zwei Teilen in die Kinos und es braucht seine Zeit, die über 700 Seiten des Romans in Szene zu setzen. Ach, fast hätte ich den Erzbösewicht Rouchford vergessen, den Mann mit der Narbe, hinter dem D'Artagnan den ganzen Roman über her ist. Der wird in besagter Verfilmung von Christopher Lee (unser aller 60er/70er Jahre Dracula) gespielt.
Daneben gabe es zahlreich weitere Verfilmungen an die ich mich erinnern kann. Angefangen von einer UFA Verfilmung aus den 30er Jahren über einen ersten Farbfilm mit Gene Kelly in der Hauptrolle und dann natürlich auch noch diverse (mitunter schlechte) Verfilmungen aus den 80er Jahren. Die letzte bemerkenswerte Verfilmung des Musketierstoffes betrifft einen späteren Roman Dumas, nämlich 'Den Mann mit der eisernen Maske' (auch unter dem Titel '10 Jahre danach' oder 'Der Vicomte von Bragelonne' erschienen), der vorallem mit seiner Besetzungsliste der bereits etwas gealterten Haudegen brillierte (Gerard Depardieu, Jeremy Irons, John Malkovich....).

Mein Fazit: Der Roman hat es in sich! Kein Wunder, das er sich über 150 Jahre internationaler Beliebtheit erfreuen kann. Natürlich darf man keine allzu tiefgründigen Studien und innere Monologe erwarten, aber Dumas gelingt es, seine Figuren nicht nur in haarsträubend flott erzählte Abenteuer zu verwickeln, sondern ihnen auch noch ziemlich viel Persönlichkeit mit auf den Weg zu geben. Besonders deutlich wird das an der unberechenbaren Gestalt der Lady deWinter und D'Artagnans zwiespältigen Gefühlsaufwallungen ihr gegenüber. So liebt er sie auf der einen Seite (oder ist zumindest immens verliebt..) wie er sie auf der anderen Seite als Geschöpf des Kardinals zutiefst aus ganzem Herzen hasst.
Also, LESEN! und am besten nicht die aktuellen Übersetzungen, sondern eine ältere (vor 1930), um sich an der mitunter barocken Sprachgewalt zu erfreuen.......

Links:


Link zu antiquarischen Ausgaben des Werks bei zvab.de

Mittwoch, 9. Juli 2008

J. D. Salinger: 9 Erzählungen / Der Fänger im Roggen

J.D. Salinger ist sicherlich nicht nur für mich ein ganz besonderer Erzähler. Wie viele andere auch, habe ich seinen großen Roman "Der Fänger im Roggen" bereits in der Schule gelesen. Nicht, weil wir diesen im Englischunterricht lesen mussten, sondern weil mich die Erzählungen meiner Bekannten aus dem Englisch-LK (man stelle sich vor, ich konnte Englisch als Fremdsprache abwählen und habe Latein als Abiturfach gewählt...) irgendwie neugierig darauf gemacht hatten. Natürlich habe ich mich damals mit meinen beschränkten Englischkenntnissen (sic!) nicht an die Originalausgabe gewagt, sondern hatte mit der Böll-Übersetzung Vorlieb nehmen müssen (ohne zu wissen, dass die Übersetzung von Heinrich Böll war). Trotz aller Schwächen der deutschen Übersetzung hat mich der Roman damals fasziniert, glaubte ich doch in diesem Roman erkannt zu haben, was es ausmacht, eine gute Geschichte zu schreiben (zumindest damals und in meinen Augen...). Irgendwie passiert ja auch nicht wirklich etwas in diesem Roman, der ja eigentlich auch nur eine auf Romanlänge aufgeblasene Kurzgeschichte ist.

Holden Caufield, der "zerbrechlich" wirkende und stets altklug daherredende Held dieser Geschichte aus den 50er Jahren ist aus dem Internat herausgeflogen und vorzeitig - es ist bald Weihnachten - auf dem Weg nach Hause nach New York - ohne natürlich gesteigerten Wert darauf zu legen, in die offenen Arme seiner Eltern zu laufen. Aber das ganze ist ja eigentlich nur ein Rahmen für viele kleine Erzählungen....alles Erzählungen, die von "verpassten" Gelegenheiten und Chancen erzählen. Immer wieder gerät Caufield in eine vielversprechende, entscheidende Situation und das "was-wäre-wenn" geht auf der einen Seite dem Romanhelden und auf der anderen Seite natürlich auch dem Leser durch den Kopf....ohne dass der Romanheld die ihm gebotene Gelegenheit, der Geschichte einen anderen Ausgang zu geben, jemals ergreifen würde. So ist der Leser irgendwie enttäuscht, aber auf der anderen Seite fühlt man sich gekitzelt oder vielmehr angestachelt, um zu sehen, welche Möglichkeiten die nächste Situation birgt, in der Salinger seinen Helden geraten lässt, und ob er diesmal nicht vielleicht doch etwas daraus macht....

Etwas anders ist es in diesem Band mit 9 frühen Kurzgeschichten Salingers (allesamt erschienen vor dem 'Fänger im Roggen'), in der er auch viel Biographisches verarbeitet. Wie üblich passiert in den Geschichten auch nicht wirklich etwas. Aber es ist diese Atmosphäre... Stets schafft es Salinger, eine Art Melancholie über Allem schweben zu lassen. Es kommt gar nicht darauf an, was seine Figuren tatsächlich tun und wie sie agieren. Vielmehr sind es die Dialoge bzw. die inneren Monologe, die seine Figuren führen und die sie so besonders machen. Die Nebensächlichkeiten, die in diesen kurzen Episoden zur Hauptsache werden, die fragile Verletzlichkeit der Figuren, das Sich-verlieren in Oberflächlichkeiten, die doch so vieles bedeuten....Ähnliches kennt man aus den Kurzgeschichten von Raymond Carver, der sich Salinger sicherlich auch als Vorbild genommen hatte (besonders zu empfehlen ist die Kurzgeschichtensammlung 'What We Talk about When We Talk about Love').

Die meisten Geschichten von Salinger haben etwas mit dem Erwachsenwerden zu tun. Die Spannung, die sich aus dieser Potentialdifferenz ergibt, wenn die handelnde Figur auf der Schwelle zwischen beiden Welten steht, das Erkennen, dass die Lüge einen Stellenwert in der Welt der Erwachsenen besitzt, vor der man nur als Kind gefeit zu sein scheint....

So ist die erste Geschichte "A perfect day for banana-fish" des vorliegenden Buches eine besonders düstere und bizarre Geschichte. Übrigens auch eine der ersten Geschichte, die Salinger 1948 im "New Yorker" veröffentlicht hatte und die ihn über Nacht bekannt machte. Der Protagonist der Geschichte ist ein scheinbar etwas verwirrter Kriegsveteran. Er freundet sich im Urlaub mit einem kleinen Mädchen an und erzählt ihr am Strand eine Geschichte von Bananenfischen. Dann geht er zurück auf sein Hotelzimmer, legt sich zu seiner schlafenden Frau ins Bett und jagt sich eine Kugel in den Kopf....

Salinger bleibt, obwohl er als einer der meistgelesenen (und meistinterpretierten) amerikanischen Autoren gilt, ein ungewöhnlicher, irgendwie nicht greifbarer Charakter. Er nahm an einigen der heftigsten Schlachten des 2. Weltkriegs teil, so etwa bei der Landung der Aliierten in der Normandie oder auch in den Ardennen. Tatsächlich war er auch selbst aufgrund eines Kriegstraumas kurzzeitig in Behandlung. Während seiner Zeit in Europa traf er auf Ernest Hemingway, der als Kriegsberichterstatter teilnahm und Salinger eine "außerordentliche Begabung" bescheinigte. 1965 veröffentlichte Salinger seine letzte Erzählung -- insgesamt hat er neben dem "Fänger Im Roggen" lediglich knapp über 30 Kurzgeschichten veröffentlicht. Seither lebt er zurückgezogen und die ganze Welt wartete immer wieder auf einen neuen "großen Wurf"....der wohl nicht mehr kommen wird.

P.S.  J.D. Salinger verstarb am 27. Januar 2010.

siehe auch:
Georg Dietz: Hinaus ins Leben - Alle reden über Salingers 'Fänger im Roggen', dabei ist sein Roman 'Franny und Zooey' viel schöner..., Die ZEIT, 22.03.2007 Nr. 13.

Links:


[via ...more semantic!]

Montag, 7. Juli 2008

Stefan Zweig: Die Schachnovelle

Ähnlich wie Kafkas Novellen hing mir Stefan Zweigs posthum erschienene Schachnovelle als dauerinterpretiertes Schullektürewerk lange Zeit ziemlich zum Hals heraus. Aber schließlich habe ich sie dann doch mal wieder gelesen. Geht ja auch schnell....im Urlaub sollte das Büchlein locker an einem Nachmittag zu verdauen sein :)

Die Geschichte ist an sich ganz schnell erzählt: An Bord eines Passagierdampfers treffen der amtierende Schachweltmeister und ein Unbekannter Schachspieler aufeinander und spielen zwei Partien miteinander, wobei der Unbekannte die erste Partie gewinnt. Das wäre alles in allem ja noch nicht so bemerkenswert. Aber Zweig erzählt zunächst die Biografie des Schachweltmeisters Czentovic, der als eher minderbemittelter Waise in der Obhut eines Pfarrers zu einem ungebildeten, langsamen Bauern aufwächst, bis er eines Tages mehr zufällig sein Talent als Schachspieler entdeckt und die entsetzte Fachwelt mit seiner Primitivität und Arroganz vor den Kopf stößt. Der dagegen kultivierte und intelligente Unbekannte hat ein Martyrium ganz anderer Art hinter sich. Vor dem Anschluss Österreichs ans "Reich" war er Vermögensverwalter des österreichischen Adels. Die Nationalsozialisten, die an seinem Wissen interessiert waren, setzten ihn monatelang ohne jegliche Möglichkeit der Ablenkung in einem Hotelzimmer fest, um seinen Willen zu brechen und um an sein Wissen zu gelangen. Aus der Not heraus stiehlt er einem Aufseher ein Buch, dass sich als Sammlung berühmter Schachpartien erweist, die er von nun an im Geiste nachspielt, um so möglichst nicht verrückt zu werden. Nachdem er die Partien aber in- und auswendig kennt, verfällt er darauf, Partien gegen sich selbst zu spielen und entwickelt eine Art Persönlichkeitsspaltung: Er fällt in ein "Schachfieber"....

Während der Unbekannte alles stets vor seinem inneren Auge sieht (eingesperrt in sein Hotelzimmer gab es kein Schachachspiel), benötigt Czentovic stets das physische Schachbrett vor sich, um spielen zu können. Nachdem der Unbekannte die erste Partie gegen den Schachweltmeister gewinnt, lässt er sich entgegen seiner Überzeugung und seiner ursprünglichen Vorsichtsmaßnahmen, um nicht erneut wieder in ein "Schachfieber" zu fallen, dennoch auf die geforderte Revanche ein. Allerdings spielt Czentovic, der die Nervosität seines Gegenübers bemerkt hat, betont langsam, so dass der Unbekannte aus dem Takt gerät und Spiel und Realität im Zustand seines erneuten "Schachfiebers" nicht mehr unterscheiden kann....

Fazit: Spannend und kurzweilig geschrieben, macht diese Novelle auch Nicht-Schachmeistern großes Vergnügen. Insbesondere, wenn man auch die gelungene Verfilmung mit Curd Jürgens als Unbekannten und Mario Adorf als Czentivic kennt, die ihre Charaktäre congenial verkörpern.

Links: