Freitag, 7. Februar 2014

Es war die beste und die schönste Zeit...

Natürlich, wie sollte es auch anders sein, zum Geburtstag des großen Erzählers Charles Dickens (7. Februar 1812) natürlich der bekannteste "erste Satz" aus seinen Werken. Zu seiner Weihnachtsgeschichte hatte ich ja schon einmal einen kurzen Beitrag. Heute also "Eine Geschichte von zwei Städten". Bevor ich überhaupt irgendetwas von Charles Dickens gelesen hatte, kannte ich schon diesen berühmten Romananfang. Ich weiß nicht, wo ich ihn das erste Mal gehört habe. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber irgendwo im Fernsehen. Ja, es gab auch Zeiten, in denen es Spaß gemacht hat, Literatursendungen im Fernsehen zu verfolgen. Aber die Zeiten des "literarischen Quartetts" sind ein für allemal vorbei. Bleiben wir bei Dickens.

Das 1859 erschienene "Eine Geschichte von zwei Städten" ist mit über 200 Millionen verkauften Ausgaben das meistgedruckte englischsprachige Buch aller Zeiten und gehört zu den berühmtesten Werken der Weltliteratur. Schauplatz des Romans sind die beiden Metropolen Paris und London. Dickens erzählt die Lebensgeschichte von Dr. Manette, seiner Tochter Lucie und deren Ehemann Charles Darnay in den Wirren der Französischen Revolution. Als Charles von den Revolutionären zum Tode verurteilt wird, rettet ihm der junge Anwalt Sydney Carton, der (natürlich) in Lucie verliebt ist, das Leben: Anstelle von Lucies Gatten besteigt Sydney das Schafott und geht für ihn in den Tod.

Ein typischer Schmachtfetzen in Dickens'scher Manier. Aber mag man ihn ob des versprühten Pathos schelten wie man will, der Mann kann erzählen. Und das kann er so gut, dass ich an der Geschichte dranblieb, obwohl mir das ganze Herz-Schmerz-Pathos eigentlich viel zu dick aufgetragen war. Aber entscheidet selbst. Wie kann man bei einem derartigen Anfang mit dem Lesen gleich wieder aufhören....
"Es war die beste und die schönste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis. Es war der Frühling der Hoffnung und der Winter des Verzweifelns. Wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns; wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung – mit einem Wort, die Periode glich der unsrigen so wenig, daß ihre lärmendsten Tonangeber im Guten wie im Bösen nur den Superlativgrad des Vergleichens auf sie angewendet wissen wollten."