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Donnerstag, 30. August 2007

Famous First Words....

Vor einiger Zeit fand ich bei 'DIE ZEIT' (zum Glück steht das in Anführungszeichen...sonst wäre mir ein Platz bei Zwiebelfisch gewiss) ein elektronisches Quiz, das den Grad der literarischen Bildung (also die 'Belesenheit') testen sollte. Dazu werden der Testperson 22 Romananfänge in Form des jeweils ersten Satzes des betreffenden Romans präsentiert und es musste unter verschiedenen Alternativen der passende Roman dazu ausgewählt werden.
-> hier gehts zum ZEIT-Quiz

O.k. ... natürlich hat der erste Satz eines jeden Werkes eine besondere Bedeutung. Jeder Autor fängt nicht einfach an zu schreiben. Nein, meines Erachtens sind die ersten Sätze stets wohlüberlegt und wohlgewählt -- daher auch oft prägnant und populär.
Zumindest kennt doch jeder (Leser) die folgende Situation. Man steht in der Buchhandlung, in den Händen das Buch, von dem man irgendwo schon einmal gehört/gelesen hat bzw. das einem gerade ins Auge gefallen ist. Wie findet man etwas darüber heraus? Der Klappentext: in verkürzter Form wird hier eine Art plakativer 'Appetizer' abgefeuert, der einem den Mund wässrig machen soll und Lust auf das Lesen (respektive Kaufen) wecken soll. Naja ... natürlich kann man auf diese Weise etwas über das Thema und die (oftmals stereotypen) handelnden Figuren erfahren, aber einen richtigen Vorgeschmack gewinnt man damit noch lange nicht. Also......reinlesen. Manch einer schlägt zu diesem Zweck das Buch einfach mal in der Mitte auf und liest einige Absätze. Zugegebenermassen kann man dabei auch die langweiligste Stelle des Buches erwischen. Allerdings gewinnt man dennoch einen Eindruck vom Sprachgefühl des Autors (kann man es lesen / ist es zu flach / bleibt man ständig hängen / etc.).

Kompromiss: Der Anfang! Hier versucht der Autor den Leser zu fesseln und fährt gleich starkes Geschütz auf. Schließlich heist es ja 'dranbleiben' und lesen. Liest man den Anfang (also am besten gleich einige Seiten) des Romans bekommt man (a) einen Eindruck von den sprachlichen Fähigkeiten des Autors und (b) vom dramaturigischen Geschick des selben.
Der erste Satz selbst, der ist 'für die Ewigkeit' (zumindest kann er das sein, insofern er bei kulturellen Meilensteinen sogar zum geflügelten Wort avancieren kann).

Kommen wir auf das Quiz der ZEIT zurück. Leider -- so muss ich zu meiner Schande gestehen -- habe ich nur gut die Hälfte der dort abgefragten Romane gelesen. Und selbst bei den gelesenen konnte ich nicht immer eine korrekte Zuordnung treffen. BTW, der mir geläufigste Erstsatz aus dem Quiz war 'Nennt mich Ismael'....

Manchmal braucht es aber auch mehr als nur einen Satz....und manchmal wäre für ein solches Quiz der erste Satz auch zu verräterisch, da er den Titel bereits enthält. Daher war wohl auch der folgende außen vor (der mich, als ich ihn in einer Buchhandlung das erste Mal las, erst einmal tief Luft holen ließ...):
"Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei Drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.
Sie war Lo, einfach Lo am Morgen, wenn sie vier Fuß zehn groß in einem Söckchen dastand. Sie war Lola in Hosen. Sie war Dolores auf amtlichen Formularen. In meinen Armen aber war sie immer Lolita."


Links:

  1. englische Version des Quiz 'Famous Opening Lines' bei Microsoft Encarta
  2. Literatur in der ZEIT

  3. Vladimir Nabokovs 'Lolita' in der englisch-sprachigen Wikipedia

  4. 'Nennt mich Ismael' -- der Anfang von Herman Melvilles 'Moby Dick'



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