...meine erste Woche mit dem Bookeen Cybook. Das also soll es sein, das von den Buchverlagen so gerne beschworene 'Ende des gedruckten Buches'...?
Vergangene Woche bekam ich leihweise ein Bookeen Cybook übereignet, um es mir einmal 'genauer anzusehen'. Was ein eBook Reader ist, darüber brauche ich mich hier ja nicht weiter verbreiten. Denn spätestens seit der Frankfurter Buchmesse vor 14 Tagen weiss jeder Tagesschau-Zuschauer bzw. Zeitungsleser ja Bescheid darüber, dass es das gedruckte Wort schon allzubald wohl nicht mehr auf Papier gedruckt zu sehen geben wird....
Quatsch! Bücher wird es immer geben. Ob es natürlich auch bis in alle Ewigkeit bei den derzeit hohen Auflagenzahlen bleiben wird, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben. 'Gebrauchs-Literatur' ist ja oftmals nicht das Papier wert, auf der sie gedruckt wird. Warum also überhaupt drucken? Aber diese Debatte über den drohenden Zusammenbruch der abendländischen Kultur möchte ich gerne auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und über meine Erfahrungen mit dem neuen Lesegerät berichten.
Mein erster Eindruck: Hmm...sieht eher aus wie ein zu groß geratener Taschenrechner ohne Tasten. Schwarzes Plastik, hellgraues Display, eine große Taste mit 4 Cursor-Tasten auf der Frontseite, an den Seiten jeweils 2+4 Mikrotasten für diverse Funktionen. Warum müssen diese Teile immer so verdammt 'technisch' aussehen und überhaupt.....macht sich denn in den Entwicklungslabors kein Mensch Gedanken um gutes und funktionales Design? Muss erst wieder Apple kommen, um ein akzeptables 'iBook' auf den Markt zu bringen?
Also.....Anschalten: Das Teil bootet recht behäbig. Nach gut 30 Sekunden steht das Menü, eingeteilt in verschiedene Seiten, in dem ich mir meine Lektüre aussuchen soll. Die elektronische Tinte (e-Ink) ist technologisch gesehen eine tolle Sache, aber vom Benutzerstandpunkt aus betrachtet etwas gewöhnungsbedürftig, da zäh. Seitenwechsel inklusive Bildaufbau dauern schon mal ein paar Sekunden. Das Display ist nicht allzu groß, also versuche ich durch Anpassung der Schriftgröße mehr Text auf den Bildschirm zu bringen, bis es für die Augen zu anstrengend wird. Insgesamt erweckt so eine Buchseite auf dem eBook den Eindruck, als wäre sie mit einem billigen Nadeldrucker aus den 80er Jahren ausgedruckt worden. Zudem sollte man das eBook stets bei hinreichend guter Beleuchtung lesen. Mangels Eigenbeleuchtung und schlechtem Kontrast wird sonst das Lesen bei schummriger Umgebungsausleuchtung zur Qual. Naja, wir werden sehen, ob man sich bei längerer Lektüre an diese Gegebenheiten gewöhnt.
Ein weiteres Problem liegt in der bestehenden Formatvielfalt der eigentlichen Lektüre. Warum mussten hier wieder alle Hersteller ein eigenes Format 'erfinden'? Immerhin verdaut das Bookeen CyBook das verbreitete MobiPocket-Datenformat (muss ich eigentlich erwähnen, dass die mItgelieferte Software NUR unter Windows läuft...? Zum Glück habe ich nach kurzer Recherche für den Mac das freie eBook-Reader Programm 'stanza' finden können). Ein Kaufargument mag für viele sein, dass auch PDF-Dateien auf dem eBook dargestellt werden können. Allerdings muss man hier einige Abstriche machen. In der mitgelieferten Betriebssystemversion des CyBook können PDF-Dateien nicht vergrößert werden. Zudem dauert das Öffnen und Umblättern einer etwa 15MB großen PDF-Datei jeweils 5-10 Sekunden, was nicht wirklich das Lesevergnügen fördert. Um das Betriebssystem aufzurüsten, kann man sich auf der Bookeen Website ein Upgrade herunterladen, allerdings muss dieses für den Upgrade-Vorgang zuvor auf eine (nicht mitgelieferte) SD-Card überspielt werden...). Das Upgrade verspricht besseres PDF-Handling und ich werde -- sobald ich eine SD-Card aufgetrieben habe -- darüber berichten.
Als ultimativen Test habe ich mir ein englisches eBook von Michael Crichton ausgesucht: 'The Great Train Robbery'. Abgesehen von der literarischen Qualität des Buches werde ich hier weiter über meine Leseerfahrungen mit dem eBook berichten.
Mein bisheriges Fazit: Das Abendland und mit ihm die Buchkultur müssen JETZT noch nicht untergehen!