Mit wechselnder Begeisterung hatte ich ja bereits die ersten drei Bücher des italienischen Autorenehepaars Rita Monaldi und Francesco Sorti um die Abenteuer des historischen Detektivs Atto Melani und seinem kleinwüchsigen 'Dr. Watson' zur Zeit des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts gelesen. Um so mehr war ich auf den neuen Roman gespannt, der diesmal ein ganzes Stück früher zur Zeit der Renaissance in Italien spielen sollte und unter anderem mit der historischen Figur Leonardo da Vincis.Gegenstand des Romans 'Die Zweifel des Salai' von Monaldi & Sorti sind (fiktive) Briefe, geschrieben von Salai, dem Adoptivsohn und Schüler Leonardo da Vincis, an einen geheimnisvollen, mächtigen Auftraggeber in Florenz. Die Identität des Mannes im Hintergrund wird im Buch bis fast zum Schluss verheimlicht und ein guter Teil der Spannung geht mit dem Rätselraten einher, um welche historische Persönlichkeit es sich dabei wohl handelt. Der junge Salai beschreibt sich selbst als außerordentlich wohlgestaltet -- tatsächlich soll er dem Vorbild der antiken Statue des Antinoos, einem Günstling des römischen Kaisers Hadrian ähneln. Die antike Statue wurde übrigens kurz vor Beginn der Handlung des Romans wiederentdeckt und ihrer Popularität verdankte Salai aufgrund seiner frappanten Ähnlichkeit auch seinen unglaublichen Erfolg bei den römischen Frauen. Tatsächlich ist auch keine vor ihm sicher und ein Großteil des Romans besteht aus seinen erotischen Eskapaden, die er im Stil der Zeit in seinen Briefen schildert.
Ich befürchte, den Fans der letzten drei Bände der Autoren (die ebenfalls hier im Biblionomicon rezensiert wurden) wird dieser neue Aufguss, versetzt in eine ältere Epoche und garniert mit dumpf-naiver Ausdrucksweise nicht sonderlich munden. Ansonsten halten sie sich aber an ihr bewährtes Erfolgsrezept, gegen das eigentlich nichts zu sagen wäre, solange es eben gut unterhält. Mittlerweile liegt auch bereits ein zweiter Band über den Adoptivsohn Leonardos vor, den ich mir aber aller Voraussicht nach nicht antun werde.
Fazit: Ein an sich abenteuerliches Sittengemälde aus dem Rom der Renaissance, erzählt von einem erotomanen tumben Toren, das zwar allerlei interessante Fakten bereit hält, aber irgendwie nicht den gewünschten Spannungsbogen erzielt.
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