Man stelle sich vor, Goethe - jawohl, unser aller Deutschen Dichterfürst - im stattlichen Alter von 55 Jahren, begleitet von seinem Freund Schiller, den Dichterkollegen Achim von Arnim, Heinrich von Kleist und Bettine Brentano (später Bettine von Arnim), und dazu noch Alexander von Humboldt, auf einer tollkühnen Mission im napoleonisch besetzten Mainz, um den vermeintlichen letzten Erben der französischen Monarchie zu befreien. Klingt nach Räuberpistole? Ganz genau....Aber alles von Anfang an. Wir schreiben das Jahr 1805. Geheimrat Goethe - man verwechsle diese Dienststellung, die einem Minister gleich kommt bitte nicht mit "Geheimagent" - wird also von seinem Herzog und Freund Carl-August mit der heiklen und bereits geschilderten Mission betraut. Als Motivation des Herzogs muss seine Sorge um das Wohlergehen seines "Thüringischen Athens" angenommen werden, da es Napoleons Eroberungsplänen leicht zum Opfer fallen könnte. (Tatsächlich ist Weimar später auch nur "um ein Haar" der Brandschatzung durch napoleonische Truppen entgangen...). Ziel des Herzogs ist vornehmlich die Restauration der Bourbonischen Monarchie, da es dem einzigen Sohn Ludwigs XVI., Louis-Charles, unter der Mithilfe des Polizeichefs Barras gelungen sein soll, unter Vortäuschung seines Todes aus der republikanischen Gefangenschaft zu entkommen.
Es gelingt den Dichtern und Denkern tatsächlich unerkannt in das besetzte Mainz einzudringen und den vermeintlichen Dauphin rasch zu befreien, doch gestaltet sich die anschließende Flucht um so schwieriger und langwieriger. Dass dabei natürlich nicht alles so "glatt" läuft wie gedacht und dass das Ende in Weimar natürlich noch nicht das Ende der Geschichte ist, macht diesen kurzweiligen Roman doch lesenswert.
Nichtsdestotrotz habe ich die Lektüre dieses Buches sehr genossen. Kurzweilig geschrieben und spannend, so dass man einfach dranbleiben musste. Für einen derzeitigen Wahl-Weimarer (es heißt nicht "Weimaraner", denn das ist der Name für eine Hunderasse...) wie mich macht die Schilderung des Goetheschen Weimars und des thüringer Umlandes natürlich auch einen beträchtlichen Teil des Charmes dieses Buches aus.
Fazit: kurzweilige Lektüre für alle, denen Schiller und Goethe im Deutschunterricht immer fremd geblieben sind und eventuell eine Chance, diese erstmalig kennenzulernen....vielleicht auch, um tatsächlich einmal selbst einen Blick in deren reichhaltige Hinterlassenschaft zu werfen....
Links:
- Website des Autors Robert Löhr
- Rezension von Günter J. Matthia
- Rezension bei Planet 9
- Rezension bei Literatur.de
- Bei booklooker habe ich diverse Bücher von Goethe, Schiller, Heinrich von Kleist und Bettina von Arnim im Angebot...
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